Vereinbare jetzt dein kostenfreies und unverbindliches Kennenlerngespräch!
befriend your body | Coaching online | Luisa Jarr
„Es gibt kein Richtig oder Falsch“. Das ist eine Erkenntnis, die kürzlich einer Klientin in einem Gespräch mit mir weitergeholfen hat.
Sie war in einem Zwiespalt, ob sie ein potenziell konflikthaftes Thema mit ihrem Partner ansprechen sollte oder nicht. Ihre Freunde drängten sie zur Aussprache mit ihrem Partner aber sie war unsicher, ob sie sich dazu bereit fühlte. Einerseits litt sie unter dem unausgesprochenen Thema, andererseits war sie unschlüssig, ob sie ein Gespräch anstoßen möchte, welches möglicherweise auch zum Ende der relativ frischen Beziehung hätte führen können.
Sie berichtete mir von ihrer Situation und fragte: „Was wäre jetzt das Richtige?“
Wir haben im Hinblick auf Beziehungen häufig sehr eindeutige Meinungen, was „richtig“ oder „falsch“ ist. Zumindest wenn es darum geht, Anderen Ratschläge zu geben. Eine Freundin sagte mir zum Beispiel einmal: „Wer untreu ist, hat auf keinen Fall eine zweite Chance verdient“. Dabei ist die Definition von Untreue ja für jeden unterschiedlich, wenn man mal genauer hinschaut. Für den einen beginnt sie bereits bei Fantasien von einer anderen Person, für die Nächste ist es der Flirt am Arbeitsplatz, für Andere beginnt Untreue, wenn Gefühle für eine dritte Person im Spiel sind oder bei einem sexuellen Seitensprung. Für manche macht es dann noch einen Unterschied, ob es ein einmaliges Vorkommnis war, ob Alkohol im Spiel war oder ob es sich um eine Affäre über eine längere Zeit handelt.
Nicht nur zu Beginn einer Beziehung lohnt es sich, Erwartungen und Grenzen miteinander zu besprechen. Wie im eben genannten Beispiel können unsere Definitionen von gewissen Konzepten wie Treue oder Exklusivität sehr weit auseinandergehen. Noch dazu können sie sich im Laufe des Lebens verändern. Beispielsweise können sich Bedürfnisse nach Nähe und persönlicher Entfaltung und Raum für sich selbst im Laufe einer längeren Beziehung drastisch verändern. Bleiben wir mit unseren PartnerInnen darüber im Austausch geben wir uns gegenseitig die Möglichkeit gemeinsam zu wachsen.
Was auch immer unsere Maßstäbe und Erwartungen an eine Beziehung sind, dass funktionierende Kommunikation wichtig ist wird wahrscheinlich jede*r früher oder später feststellen. Egal wie nah wie uns jemandem fühlen, wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, dass unser Gegenüber eine eigenständige Person mit eigenen Erfahrungen und Bedürfnissen ist und dass wir miteinander reden müssen, um Verständnis für die Welt des/der Anderen zu erlernen. Die Erwartung, dass Partner oder Partnerin unsere Bedürfnisse kennen, ohne dass wir diese zum Ausdruck bringen, führt unweigerlich zu Frustration auf beiden Seiten.
Auf der anderen Seite gibt es auch Situationen, in denen sich mit ein wenig Weitsicht Konflikte vermeiden oder zumindest abmildern lassen, indem wir uns Zeit zur Reflektion lassen, bevor wir potenziell konfliktbehaftete Themen ansprechen. Sich mit einer guten Freundin oder Freund über die Herausforderungen in der Beziehung auszutauschen kann hilfreich sein, um einen neuen Blickwinkel einzunehmen und eventuell mehr Verständnis für die Seite der/des Anderen zu finden. Zudem kann das emotionale „Dampf ablassen“ gegenüber einer nicht involvierten Person oft schon Erleichterung verschaffen und die negativen Gefühle gegenüber dem/der PartnerIn entschärfen.
Es geht darum, eigene Bedürfnisse zu reflektieren und zu entscheiden, was ist wichtig zu klären und was ist im Moment vielleicht wenig hilfreich auf den Tisch zu bringen. Diese Entscheidung ist genau so individuell wie die zuvor beschriebene Einschätzung von Untreue. Manche Menschen fühlen sich nur mit radikaler Offenheit in einer Beziehung wirklich verbunden, selbst wenn dies zu Konflikten führt. Andere kommunizieren weniger offensiv und machen Dinge eher mit sich selbst aus.
Die viel beschworenen „Ich-Botschaften“ ergeben in beiden Fällen Sinn. Den/die Andere wissen zu lassen, wie wir Dinge erleben und (gerne auch gemeinsam) zu reflektieren, in welchem Zusammenhang unsere Emotionen mit unseren eigenen Erfahrungen, Werten und Bedürfnissen stehen ist die wahrscheinlich effektivste Art in einer Beziehung Nähe zu schaffen und mit konfliktbehafteten Themen umzugehen.
Sicherlich lassen wir uns alle im Streit dazu hinreißen Vorwürfe und Anschuldigungen zu machen. Das ist normal und menschlich. Wichtig ist, schließlich auf eine konstruktive Ebene zurückzukehren. Hilfreich kann hier sein, einen Moment innezuhalten und zu spüren, ob man gerade in der Lage ist, konstruktiv und fair mit dem Konflikt umzugehen. Ist das nicht der Fall kann es sinnvoll sein, sich eine Gesprächspause zu erbitten um selbst ein wenig Klarheit zu bekommen. Wenn wir uns die Zeit und Ruhe nehmen, unsere eigenen Emotionen zu ordnen, ist eine offenere Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse leichter möglich.
Nicht nur auf den/die Andere neugierig zu sein, sondern auch sich selbst stetig besser kennenzulernen tut Beziehungen gut. Sind wir in der Lage unsere Bedürfnisse und Grenzen zu benennen machen wir es anderen leichter, auf diese einzugehen. Gleichzeitig öffnen wir damit der anderen Person die Tür, ebenfalls die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen.
Meine Klientin hat sich am Ende dazu entschieden, das Thema mit ihrem Partner erst einmal nur Anteilig anzusprechen. Sie entschied sich, seine Sichtweise zu erfragen und dem Thema in der gemeinsamen Zeit mehr Raum zu geben und anzuregen, dass beide ihre Gedanken dazu äußern können. Sie hat für sich festgestellt, dass es keine Frage von „Richtig“ oder „Falsch“ ist, sondern ein herantasten an ihre eigenen Erwartungen und Wünsche an die Beziehung und an das, was sich im gegebenen Moment gut und sicher anfühlt mit ihrem Partner zu besprechen.
Vereinbare jetzt dein kostenfreies und unverbindliches Kennenlerngespräch!